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Friday, June 19, 2015

Dr. Rainer Petzold (1941–2015)

http://www.onomastikblog.de/artikel/wuerdigungen/dr-rainer-petzold-1941-2015/

Eine kaum übersehbare Anzahl von Trauernden war anwesend, als Rainer Petzold am 30. Mai 2015 in Tanna zu Grabe getragen wurde. Der Verstorbene, Ehrenbürger der kleinen ostthüringischen Stadt, genoss bei seinen Mitbürgern und nicht zuletzt als Fachmann auf dem Gebiet der Dialektologie hohes Ansehen.
Mundartliches "Tänner Gelatsch" präsentierten Dr. Rainer Petzold (rechts) und Günter Matthäus links). Christian Apelt führte durch das Programm. Foto: Renate KleinMundartliches "Tänner Gelatsch" präsentierten Dr. Rainer Petzold (rechts) und Günter Matthäus links). Christian Apelt führte durch das Programm. Foto: Renate Klein
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg siedelte die Familie von Straßberg bei Plauen, wo Rainer Petzold am 30. 9. 1941 geboren wurde, ins unweit entfernt gelegene Tanna über. Nach dem Abitur am traditionsreichen Gymnasium zu Schleiz studierte er in Jena Germanistik und Anglistik. Als Lehrer konnte er sich in Tanna zugleich tief mit Sprache, Geschichte und Brauchtum seiner stark bäuerlich geprägten Heimat vertraut machen. Es nimmt deshalb nicht wunder, dass der erfolgreiche Pädagoge nach einigen Jahren nach Jena zurückkehrte, um als Kollege von Wolfgang Lösch, Karl Spangenberg, Heinz Rosenkranz, Frank Reinhold und Susanne Wiegand an dem sechs Bände umfassenden Thüringischen Wörterbuch, einem Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, mitzuarbeiten (Vgl. auch Rainer Petzold: Gespaltener Dialekt? In: Beiträge zur Dialektforschung in Thüringen 1993, S.45–52; Der Gebrauch von Orts- und Richtungsadverbien in der Landschaft der oberen Saale. In: Beiträge zur Dialektforschung in Thüringen 1997, S.106–114; Gesprochenes Alltagsdeutsch in der Kleinstadt Tanna bei Schleiz. In: Beiträge zur Dialektforschung in Thüringen, 2001, S.73–91).
1986 hatte Rainer Petzold in Jena mit einer sozioonomastische Gesichtspunkte innovativ zur Geltung bringenden Arbeit über die Flurnamen des Kreises Schleiz promoviert. In der als Beiheft 12 der Namenkundlichen Informationen1988 erschienenen Arbeit wird insbesondere die mündliche Kommunikation der Namenbenutzer während der ersten Phase der genossenschaftlichen Kooperation in der DDR hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Mikrotoponymie untersucht (Die sprachlich-kommunikative Funktion von Mikrotoponymen im Kreis Schleiz. Namenkundliche Informationen. Beiheft 12. Leipzig: Karl-Marx-Universität 1988).
In den letzten Jahren widmete sich Rainer Petzold insbesondere der Geschichte Tannas und der angrenzenden Regionen, wobei Dialekt und Namen in seinen (populär)wissenschaftlichen Aufsätzen – auch in seinen heiteren, zumeist hintergründigen Mundartgeschichten des Tannaer Anzeigers – stets eine wichtige Rolle spielten. Trotz der heimtückischen Krankheit, der Rainer Petzold nach fünfjährigem Ringen erlag, war er stets aktiv und für alle, die ihn kannten, ein hilfsbereiter, freundlicher und toleranter Partner geblieben. Der Verfasser dieser Zeilen verliert mit ihm einen seiner besten Freunde.

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