http://www.namenforschung.net/specials/nikolaus/
Die Gestalt des Nikolaus geht im Wesentlichen auf den heiligen Nikolaus, Bischof von Myra (heute Demre/Türkei), zurück. Um ihn ranken sich zahlreiche Legenden, in deren Mittelpunkt er immer wieder als Wohltäter und Retter von Kindern und jungen Leuten auftritt. Im Mittelalter verbreitete sich die Verehrung des beliebten Heiligen rasant, tausende Kirchen wurden ihm geweiht, er fungierte unter anderem als Schutzpatron der Kinder und Schüler, der Schiffer, Kaufleute und Diebe sowie als Helfer in der Not. Im 16. Jahrhundert tritt die Figur des Nikolaus als Gabenbringer für die Kinder am 6. Dezember auf. Mit der Zeit wuchsen ihm auch erzieherische Aufgaben zu: So konnte er auch mal für die unartigen Kinder die Rute zücken. Für diese Aufgabe wurden ihm auch oft unheimliche Begleiter wie Knecht Ruprecht, Pelznickel oder Krampus zur Seite gestellt. Konkurrenz bekam der heilige Nikolaus in Form des von Martin Luther bevorzugten Christkind - das Geschenkebringen wurde dadurch zunehmend auf die Weihnachtstage verlegt. Eine Wiederbelebung erfuhr er durch den in den USA so populären Santa Claus (abgeleitet vom niederländischen Sinterklaas), dessen typisches Aussehen als wohlbeleibter Mann in später roter Montur, mit Geschenkesack und Rentierschlitten etc. von dem aus Landau in der Pfalz stammenden amerikanischen Karikaturisten Thomas Nast ab 1862 in zahlreichen Variationen bildlich dargestellt wurde. Wer nun wo für die weihnachtlichen Geschenke zuständig ist, zeigt auch eine Karte des Atlas zur deutschen Alltagssprache: Karte Christkind. Ungebrochen ist aber weiterhin die Tradition am Abend vor Nikolaus die Stiefel (oder Hausschuhe) bereitzustellen, in der Hoffnung, dass der Nikolaus kleine Gaben darin versteckt.
Nikolaus in der Namengebung
Die große Beliebtheit des heiligen Nikolaus sorgte dafür, dass der Name einer der häufigsten männlichen Rufnamen im Mittelalter war. In manchen Städten hießen zeitweise bis zu einem Viertel aller Männer Nikolaus. Der Rufname ist griechischen Ursprungs, setzt sich aus den Namengliedern níke 'Sieg' und laós'Volk' zusammen und wurde in seiner lateinischen Version als Nicolaus ins deutsche Sprachgebiet importiert. Hier wurde er, wie andere fremdsprachige Rufnamen auch, in seiner Lautung und Schreibung an das Deutsche angepasst. Unter den mittelalterlichen Rufnamen im deutschen Sprachgebiet ist Nikolauswohl derjenige, der die meisten Familiennamen hervorgebracht hat: Rund 1.000 Familiennamen lassen sich auf Nikolaus zurückführen, darunterNickel, Ni(e)tzsche, Klaus, Klaas, Klose. Fast 300.000 Personen tragen in Deutschland einen sicher auf Nikolaus zurückgehenden Familiennamen. Was die Gesamtverbreitung der Familiennamen aus Nikolaus anbelangt, so finden sie sich in der ganzen Bundesrepublik mit Häufungen in Schleswig-Holstein (hier vor allem Clau(s/ss/ß)en), in Ostfriesland und im Rheinland (hier besonders Clasen, Klassen und Ähnliche) sowie in Ostmitteldeutschland (hier vor allem Nit(z)sch(e), siehe Karte), weniger dicht jedoch in Bayern und Baden-Württemberg sowie in Nordostdeutschland. Zum Weiterlesen: Kathrin Dräger: Familiennamen aus dem Rufnamen Nikolaus in Deutschland. Regensburg: edition vulpes (2013).
Stiefel
Einmal im Jahr gelingt es vielen Eltern, ihre Kinder dazu zu animieren, die Schuhe zu putzen. Denn am Vorabend des Nikolaustages werden traditionell die Schuhe vor die Tür gestellt, damit der Nikolaus sie mit Geschenken befüllt. Stiefel eignen sich besonders gut, denn schon die Kleinen wissen: In höhere Schuhe passt mehr hinein. Sind die Stiefel jedoch nicht ordentlich geputzt, kann am Morgen auch einmal nur ein Stück Kohle darin liegen. Auch in den Familiennamen hat der Stiefel einen festen Platz erhalten: Etwa 2800 Personen in Deutschland heißen Stiefel (989 Telefonanschlüsse), wobei ein Schwerpunkt im Südwesten auffällig ist. Zumeist handelte es sich bei dem ersten Namenträger um einen Schuhmacher. Das Wort Stiefel wurde ab dem 11. Jahrhundert als stival aus französisch estivel, italienisch stivale ('ein den Fuß und den größeren Teil des Unterschenkels bedeckendes Kleidungsstück') entlehnt. Die Entstehung des Brauchs, für den Nikolaus den Stiefel vor die Tür zu stellen, wird häufig mit einer Legende um den heiligen Nikolaus erklärt: Drei Mädchen konnten nicht heiraten, weil ihr Vater zu arm war, um für eine Mitgift aufzukommen. Um sie vor einem drohenden Leben in Prostitution zu bewahren, warf Nikolaus jeder von ihnen in der Nacht ein wertvolles Geschenk durch das Fenster. Später wurden die Geschenke nicht mehr geworfen, sondern heimlich in ein Gefäß gelegt, das jedes Kind hatte: den Stiefel. Zu traditionellen Geschenken wie Nüssen und Dörrobst kamen im vergangenen Jahrhundert Schokolade und manchmal sogar ein kleines Spielzeug hinzu.
Sack
Der Geschenkesack ist ja das wichtigste Accessoire des Nikolaus/Weihnachtsmanns und sein Inhalt wird ja jedes Jahr mit Spannung erwartet. In Deutschland tragen ca. 6132 Personen den Familiennamen Sack (das sind 2190 Telefonanschlüsse) und ca. 2190 den Namen Sackmann (das sind 782 Telefonanschlüsse). Der Familienname Sack kann vielerlei bedeuten: Zum einen kann er auf den Beruf eines Sackträgers oder -herstellers hinweisen, zum anderen steht er als Übername für einen Menschen mit einem auffälligen Bauch bzw. für etwas abfällig für einen "bösen Sack (= Kerl)". Mittelhochdeutsch sac kann nämlich auch 'Magensack, Bauch, der ganze Körper' bedeuten und für eine Person stehen. Ebenso kommt ein Wohnstättenname in Frage für jemanden, der an einem Flurstück oder in einer Gasse namens Im Sack wohnte. In Flur- und Straßennamen steht Sack für sackförmige Geländestücke, meist mit einem Eingang und keinem Ausgang (wie heute noch in Sackgasse). Und letztendlich kann auch ein Herkunftsname zu gleichnamigen Siedlungen vorliegen. Sackmann wiederum kann zwar als Ableitung zu Sack gehören, allerdings kann sich dahinter auch ein Trossknecht (der den Sack mit Vorräten trägt) oder Räuber (der alles in seinen Sack steckt) verbergen. In Südhessen ist der Sackmann gar ein Schreckgespenst, mit dem man unartigen Kindern droht.
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