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Dass die materielle Fixierung von Ortsnamen auf Karten einen linguistischen Forschungsgegenstand eigener Art darstellt, darf bereits in der Toponomastik als innovativer Gedanke gelten. Während man sich in der Namenkunde selbstverständlich ausführlich mit Ortsnamen befasst hat und eine solche Beschäftigung gerade für koloniales Place-Making jüngst mit Arbeiten im Projektzusammenhang der Vergleichenden Kolonialtoponomastik geschieht (vgl. u.a. Stolz & Warnke 2017; Stolz, Warnke & Levkovych 2016), neigt eine medial eher wenig interessierte Linguistik dazu, Fragen der materiellen Vorkommen von Ortsnamen bei ihren Analysen unberücksichtigt zu lassen, das Toponym also zu entkontextualisieren. Demgegenüber möchten wir dafür plädieren, Toponyme nicht nur als eine Namenklasse zu verstehen, sondern auch in Bindung an Kontextualisierungen im sogenannten Umfeld. Karl Bühler unterscheidet in seiner Sprachtheorie (Bühler 1934/1999: 154–168) drei Typen des so genannten Umfelds: Vorkommen von Zeichen in Bindung an praktische Handlungen, an materielle Kontexte und an textuelle Umgebungen. Wir halten diese Differenzierung auch im Rahmen einer toponomastischen Neukonzeption für sinnvoll und wollen uns zu diesem Zweck insbesondere mit der materiellen Vertextung von Toponymen auf Karten befassen. Dazu etablieren wir die toponomastische Teilkategorie von ‚Namen auf Karten’, die wir als ‚Epichartika’ bezeichnen. Wir werden im Vortrag diese Namenklasse einführen und am Beispiel kolonialtoponomastischer Daten die empirische Bedeutung damit anknüpfender Fragestellungen aufzuzeigen versuchen. Der Vortrag dient insofern auch der Vorstellung bisheriger Arbeitsweisen im Bremer Forschungszusammenhang der Vergleichenden Kolonialtoponomastik.
Bühler, Karl. 1934/1999. Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart: Lucius und Lucius.
Prof. Dr. Thomas Stolz & Prof. Dr. Ingo H. Warnke, Universität Bremen
Fachliche Betreuung: Wolfgang Crom, Kartenabteilung Staatsbibliothek zu Berlin
Fachliche Betreuung: Wolfgang Crom, Kartenabteilung Staatsbibliothek zu Berlin
TERMIN
Di 20. Februar 2018
18.15 Uhr
18.15 Uhr
VERANSTALTUNGSORT
Staatsbibliothek zu Berlin
Schulungsraum K3 im Lesesaal
(Treffpunkt I-Punkt im Foyer)
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Schulungsraum K3 im Lesesaal
(Treffpunkt I-Punkt im Foyer)
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Eintritt frei, Anmeldung erbeten
Dass die materielle Fixierung von Ortsnamen auf Karten einen linguistischen Forschungsgegenstand eigener Art darstellt, darf bereits in der Toponomastik als innovativer Gedanke gelten. Während man sich in der Namenkunde selbstverständlich ausführlich mit Ortsnamen befasst hat und eine solche Beschäftigung gerade für koloniales Place-Making jüngst mit Arbeiten im Projektzusammenhang der Vergleichenden Kolonialtoponomastik geschieht (vgl. u.a. Stolz & Warnke 2017; Stolz, Warnke & Levkovych 2016), neigt eine medial eher wenig interessierte Linguistik dazu, Fragen der materiellen Vorkommen von Ortsnamen bei ihren Analysen unberücksichtigt zu lassen, das Toponym also zu entkontextualisieren. Demgegenüber möchten wir dafür plädieren, Toponyme nicht nur als eine Namenklasse zu verstehen, sondern auch in Bindung an Kontextualisierungen im sogenannten Umfeld. Karl Bühler unterscheidet in seiner Sprachtheorie (Bühler 1934/1999: 154–168) drei Typen des so genannten Umfelds: Vorkommen von Zeichen in Bindung an praktische Handlungen, an materielle Kontexte und an textuelle Umgebungen. Wir halten diese Differenzierung auch im Rahmen einer toponomastischen Neukonzeption für sinnvoll und wollen uns zu diesem Zweck insbesondere mit der materiellen Vertextung von Toponymen auf Karten befassen. Dazu etablieren wir die toponomastische Teilkategorie von ‚Namen auf Karten’, die wir als ‚Epichartika’ bezeichnen. Wir werden im Vortrag diese Namenklasse einführen und am Beispiel kolonialtoponomastischer Daten die empirische Bedeutung damit anknüpfender Fragestellungen aufzuzeigen versuchen. Der Vortrag dient insofern auch der Vorstellung bisheriger Arbeitsweisen im Bremer Forschungszusammenhang der Vergleichenden Kolonialtoponomastik.
Bühler, Karl. 1934/1999. Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart: Lucius und Lucius.
Stolz, Thomas & Ingo H. Warnke. 2017. Anoikonyme und Oikonyme im Kontext der vergleichenden Kolonialtoponomastik. In A. Dunker, Th. Stolz & I. H. Warnke (eds.), Benennungspraktiken in Prozessen kolonialer Raumaneignung. Berlin/Boston: de Gruyter, 205–229.
Stolz, Thomas, Ingo H. Warnke & Nataliya Levkovych. 2016. Colonial Place Names in a Comparative Perspective. Beiträge zur Namenforschung 51, 3/4. 279–355.
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