http://www.namenforschung.net/specials/april/
Die Tradition, andere am 1. April zum Narren zu halten, erscheint auf den ersten Blick recht merkwürdig. Doch probieren wir es jedes Jahr aufs Neue mit fantasiereichen Geschichten und witzigen Anrufen unsere Mitmenschen aufs Glatteis zu führen. Auch Zeitungen und Radiosender beteiligen sich mit gefälschten, aberwitzigen Nachrichten eifrig. Am ganzen Tag heißt es also: Aufpassen, was man glaubt. Sind wir mit unserem Aprilscherz erfolgreich, können wir triumphierend mit dem Ausruf "April, April" den Schwindel aufklären. Warum der erste April als Datum für die launigen Späßchen herhalten muss, ist noch nicht geklärt. Hängt es mit dem launischen Wetter zusammen, mit der fröhlichen, aufkommenden Frühlingsstimmung vor dem Osterfest, mit alten Narrenfesten und Passionsspielen oder ist doch ein geschichtliches Ereignis verantwortlich? Die Sitte der Aprilscherze nahm in Frankreich wahrscheinlich ihren Anfang und ist seit dem 17. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet. Wahrscheinlich saß aber auch schon unseren mittelalterlichen Vorfahren zuweilen der Schalk im Nacken - bei den Namen!
Witz und Witzig
Wer zu den ca. 690 TrägerInnen des Familiennamens Witzig (248 Telefonanschlüsse) gehört, hatte nicht unbedingt einen besonders lustigen, aber einen klugen Vorfahren. Hier liegt das mit dem Verb wissen verwandte mittelhochdeutsche Adjektiv witzec,witzic in der Bedeutung 'kundig, verständig, klug, weise' zugrunde. Die Bedeutung 'lustig, scherzhaft' hat sich erst im 18. Jahrhundert herausgebildet, so dass sie zur Zeit der Entstehung der Familiennamen keine Rolle gespielt haben kann. Auch beim FamiliennamenWitz (205 Telefonanschlüsse, demnach ca. 570 NamenträgerInnen) kann sich der erste Namenträger durch seinen scharfen Verstand hervorgetan haben (hier dann zu mittelhochdeutsch witz,witze 'Wissen, Verstand, Besinnung, Einsicht, Klugheit, Weisheit'). Es kann sich jedoch auch um ein Patronym handeln, d.h., der Familienname geht auf den Rufnamen des Vaters des ersten Namenträgers zurück.Witz kann eine Kurzform zu Rufnamen sein, die die Namenglieder wīg oder widuenthalten, z.B. Wiegand oder Wither.
Scherz und Spott
In Deutschland sind 521 Telefonanschlüsse, d.h. ca. 1459 NamenträgerInnen für den Familiennamen Scherz plus 76 Anschlüsse/213 NamenträgerInnen fürSchertz belegt. Den Namen Spott (mit 219 Telefonanschlüssen) tragen ca. 613 Menschen. Spötter gibt es nur 88 mal (= 246 NamenträgerInnen). Daneben sind dieScherzer mit 895 Telefonanschlüssen (= 2237 NamenträgerInnen) recht zahlreich. Waren die Vorfahren alles ausgemachte Scherzkekse und Spötter? Im Mittelhochdeutschen bedeutet scherz auch Vergnügen, Spiel, Munterkeit, lustiges Wesen. Auf jeden Fall waren die ersten Träger dieses Namens keine Kinder von Traurigkeit, sondern dem Spaß und der spielerischen Seite des Lebens zugewandt. Im sorbischen Sprachgebiet kann sich der Name auch von dem niedersorbischen Wort šery 'grauhaarig' ableiten. Bei Spott kann sich sowohl um einen verspotteten als auch verspottenden Menschen handeln. Opfer oder Ausführende spöttischer Scherze sind hier nicht auseinanderzuhalten. Da mittelhochdeutsch spot neben Hohn und Schande auch einfach nur Spaß und Scherz bedeuten kann, gewinnt das Ganze doch noch eine beschwingtere Komponente.
April, Aprill - Abrell, Abröll
Die Sitte des Aprilscherzes ist zu jung, um in Familiennamen wie April (rund 30 Namenträger), Aprill (ca. 200), Abrill(ca. 35), Abrell (ca. 500) oder Abröll (ca. 140) eingegangen zu sein. Doch was steckt sonst hinter diesen Familiennamen? Das Benennungsmotiv hat wenig mit Spaß und Scherz zu tun. Stattdessen wurden die Menschen nach dem Monat benannt, in dem sie ihrem Grundherren Abgaben und Dienste zu leisten hatten. Oder es handelt sich einfach um ihren Geburtsmonat. Dabei wurden die Monate im Mittelalter noch zum Teil anders genannt als heute. Der Juni hieß beispielsweise Brachat, worauf auch der gleich lautende Familienname (rund 170 Namenträger) zurückgeht. Die Vorgängerbezeichnung des April, das althochdeutsche ōstarmānōd'Ostermonat', findet sich nicht in heutigen Familiennamen. Das liegt daran, dass die Monatsbezeichnung schon im 12. Jahrhundert aus dem Lateinischen entlehnt wurde. Zu dieser Zeit begannen sich die Familiennamen erst zu entwickeln.
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