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Namenforschung "vor Ort".
Volkmar Hellfritzsch 80 Jahre
Mit einem seiner Lieblingsgrüße, dem im Erzgebirge entstandenen Wunsch „Glück auf!“, sei auch an dieser Stelle Volkmar Hellfritzsch zum 80. Geburtstag gratuliert und für die Schätze, die er zu Tage gefördert hat, gedankt.
Der Jubilar ist am 5. März in Plauen im Vogtland geboren. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt 1953 studierte er an der Universität Leipzig Germanistik, Anglistik, Pädagogik und Psychologie. Sein besonderes Interesse für die Namenwelt wurde dort durch Elfriede Ulbricht geweckt und durch die Zusammenarbeit mit der namenkundlichen Arbeitsgruppe um Rudolf Fischer, Ernst Eichler, Horst Naumann und Hans Walther gefördert. Mit einer Examensarbeit zu den mittelalterlichen Familiennamen der Stadt Plauen gelangte er 1958 in mehrfacher Hinsicht „vor Ort“, nämlich ganz vorne hin an eine ungemein ergiebige Stelle für den Aufschluss des Namenschatzes seiner heimatlichen Region. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer an der erweiterten Oberschule in Zeulenroda, als Dozent am Herder-Institut der Universität Leipzig und als wissenschaftlicher Assistent bei Theodor Frings und Rudolf Große sowie als Mitarbeiter am Wörterbuch der obersächsischen Mundarten wurde er mit der Dissertation Vogtländische Personennamen. Untersuchungen am Material der Kreise Plauen und Oelsnitz 1963 zum Dr. phil. promoviert und begann seine bis 1991 währende Tätigkeit als Deutsch- und Englischlehrer an der Erweiterten Oberschule in Stollberg. Mit einer zweiten Dissertation Die Eigennamen als grammatisch-orthographischer und wortkundlicher Stoff des Muttersprachunterrichts erschloss er exemplarisch die didaktischen Möglichkeiten des Namenschatzes und erwarb an der Pädagogischen Hochschule Zwickau, wo auch Horst Naumann und Karlheinz Hengst sich in diesem Sinne einsetzten, den Titel Dr. paed. Im Jahre 1992 wechselte er von der Schule an das Institut für Slavistik an der Universität Leipzig, um dort zusammen mit Ernst Eichler, Hans Walther und Erika Weber das dreibändige Historische Ortsnamenbuch von Sachsen zu erarbeiten (erschienen 2002). Auch im Ruhestand (seit 1998) bleibt der Unermüdliche trotz in den letzten Jahren erlittener schwerer Schicksalsschläge wissenschaftlich stets vor Ort. Sein monumentales Hauptwerk Personennamen Südwestsachsens erschien 2007, im Jahre 2011 folgten die Studien zur Namenüberlieferung in Mitteldeutschland: Die Personen- und Ortsnamen im Terminierbuch (Liber Benefactorum) des Zwickauer Franziskanerklosters (um 1460). Ein Viertel der über hundert Aufsätze und mehr als die Hälfte der ebenso zahlreichen Rezensionen des Jubilars sind nach 1998 erschienen.
Für sein wissenschaftliches Oeuvre, das ja nur teilweise im Zusammenhang mit seinen beruflichen Tätigkeiten, größtenteils aber „nebenher“ entstand, wurde Volkmar Hellfritzsch 1988 mit der Leibnitz-Medaille der Akademie der Wissenschaften der DDR honoriert. Zum fünfundsiebzigsten Geburtstag wurde ihm als Festschrift Band 5 I/II der Zeitschrift Zunamen mit zahlreichen Beiträgen der internationalen Kollegenschaft gewidmet. Im gleichen Jahr brachten Andrea und Silvio Brendler den Band (Ostmittel-)Deutsche Namenkunde heraus, der ein Verzeichnis der philologischen Publikationen des Jubilars von 1963 bis 2009 enthält (einige Beiträge des Pädagogen zur Methodik des Deutsch- und Englischunterrichts sind nicht aufgenommen) und eine Auswahl seiner besonders wegweisenden Aufsätze zu Personen- und Ortsnamen, zu anderen Namenarten, zur Namenpragmatik und zur Wissenschaftsgeschichte. Volkmar Hellfritzsch hat neben traditionellen Arbeitsfeldern der Onomastik auch neue erschlossen, etwa mit Artikeln für das internationale Handbuch Namenforschung (1995/1996) zu Apothekennamen, zu Gruben- und Zechennamen und zu Genossenschaftsnamen in der ehemaligen DDR. Jede seiner beruflichen Wirkungsstätten wird durch namenkundliche Studien „vor Ort“ bereichert. Akribische Klärung von die Germanistik wie die Slawistik betreffenden Einzelfällen und mühsames Schürfen in den Quellen einerseits und andererseits das Bemühen um die Erfassung struktureller Zusammenhänge ergänzen sich. Das methodische Zugreifen reicht von der Lexikographie bis zur Namenstilistik. Neben der Betonung und Praktizierung des unverzichtbaren Rückgriffs auf historische Quellen werden innovative Zugriffe auf digitale Datenbanken erprobt (z.B. erstmals bei Straßennamen, NI 89/90, 2006, 159-181; erstmals zur mittelalterlichen Verbreitung von Diminutivsuffixen nach dem Reichsteuerregister von 1497, NI 101/102, 2013, 454f.). Einsame Kärrner-Arbeit an den Archivalien verbindet sich mit besonders vielfältiger, fruchtbarer kollegialer (und auch innerfamiliärer) Kooperation. Wissenschaftliche Präzision schließt entgegenkommende Sorgfalt bei der sprachlichen Formulierung nicht aus. Die zahlreichen Rezensionen lassen sich stets ungewöhnlich aufmerksam auf die besprochenen Werke ein. Sie hängen sich nicht an belanglosen Details auf, sondern beurteilen die Stärken und Schwächen in gerechten Proportionen und regen oft durch ergänzende neue Perspektiven zu weiterer Forschung an.
In großer Hochachtung und herzlicher Dankbarkeit wünschen wir weiterhin: Glück auf!
Konrad Kunze, Freiburg i. Br.
Die Verbreitungskarte zum Familiennnamen Hellfritzsch finden Sie hier.
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