Monday, September 25, 2023

Die Mainzer Namentagung 2023 "Namen und Politik"

Die Mainzer Namentagung 2023 "Namen und Politik" fand vom 20. bis zum 22. September an der Universität Mainz statt. Barbara Aehnlich und David Brosius hatten die Ehre, den Eröffnungsvortrag mit dem Titel "Vieldiskutierte Benennungsmotive und frequente Fehlinterpretationen: Thüringische Flurnamen mit Bezügen auf das Leben ethnischer Minderheiten" zu halten. Erinnert ihr euch an unseren Aufruf vor einigen Monaten, bei dem wir nach Namen suchten, die auf Juden und/oder Angehörige der Sinti und Roma hinweisen? Ihr habt uns großartig unterstützt und uns 351 (!) Namen zur Verfügung gestellt, die wir zusätzlich zu unserem Archivbestand auswerten konnten. DANKE dafür!




Es war faszinierend zu erarbeiten, dass Flurnamen mit dem Wortbestandteil "Jude" oft direkt auf jüdisches Leben hinweisen, obwohl historische und teils auch moderne volksetymologische Deutungen regelmäßig versuchen, andere Motive hineinzulesen. Ähnlich verhält es sich mit Begriffen wie "Zigeuner" oder "Tatar", die früher auch für andere Personengruppen verwendet wurden, die nicht unbedingt Angehörige der Sinti und Roma waren. Heute sind diese Namen oft mit Geschichten angereichert, die zwar wissenschaftlich nicht haltbar sind, aber stets Stereotype gegenüber Sinti und Roma transportieren. Es ist daher von großer Bedeutung, dass die wissenschaftliche Flurnamenforschung solche Fehl- und Umdeutungen von Namen aufdeckt.

Neben unserem eigenen Vortrag haben wir auch viele andere spannende Präsentationen gehört. Themen wie Siedlungsumbenennungen während des Nationalsozialismus und zweisprachige Ortsschilder in Norddeutschland haben unsere Perspektiven erweitert. Am zweiten Tag beschäftigten wir uns unter anderem mit Fragen der sprachlichen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und hörten eine Expertin zum Thema "First name regulation in Denmark". Der dritte Tag war nicht weniger interessant und befasste sich mit Themen wie der Genese des patriarchalen Ehenamenprinzips. Am Ende hatten wir sogar noch Zeit, die größte Stadt Rheinland-Pfalz, das wunderbare Mainz, näher zu erkunden.

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